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Eishockey, Gulag und Kommunismus

Ice Hockey World Championship 1947


Josef Haslinger aktueller Roman "Jáchymov" beschreibt ein Stück Zeitgeschichte, das im Schatten des grossen Europas steht.


"Durch Arbeit zur Freiheit" - so lautet die zynische Inschrift am Tor des  Straflagers Jáchymov im heutigen Tschechien. Hier wurden nach dem 2. Weltkrieg politische Häftlinge zur Zwangsarbeit verpflichtet. Sie mussten ohne jeglichen Schutz und unter unmenschlichen Bedingungen uranhaltiges Erz unter Tag abbauen. Die Gefangenen waren einer derart hohen radioaktiven Strahlung ausgesetzt, dass viele von ihnen an den Folgen starben.

So auch Bohumil Modry, dessen Geschichte Josef Haslinger in seinem aktuellen Roman "Jáchymov" (erschienen im Fischer Verlag) erzählt. Modry war Tormann des erfolgreichsten Eishockeyteams der Tschechoslowakei: WM Bronze 1938, WM Gold 1947 und 1949, Olympia Silber 1948 in St. Moritz. Er galt als der beste Torhüter der Nachkriegszeit.

Photo: Bohumil Modry bei seiner Verhaftung 1950, courtesy of www.politictevezni.cz

1950 wurde Modry wegen Hochverrat und Spionage zu 15 Jahren Haft verurteilt. Es war dies ein Akt der Willkür des kommunistischen Regimes, das befürchtete, das Eishockey Nationalteam würde sich bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft ins Ausland absetzen. Einen Teil seiner Gefängnisstrafe musste Modry im Lager Jáchymov abbüssen. Er wurde nach fünf Jahren Haft vorzeitig entlassen, war aber bereits infolge der radioaktiven Strahlung schwer krank. Bohumil Modry verstarb 1963 an Leukämie. 2011 wurde er in die Hall of Fame der International Ice Hockey Federation aufgenommen. Weitere Infos im Wikipedia Eintrag über Bohumil Modry.

Am Samstag, 1. Oktober 2011 um 19.30 Uhr, liest Josef Haslinger aus Jáchymov im Steinerwirt. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit ZellerLesen statt, der Eintritt ist frei. Reservierungen bitte telefonisch unter 06542 72502.

Photo: courtesy of S. Fischer Verlage

Titelphoto: Eishockey WM 1947 in Prag, courtesy of LTC Praha Hockey Club